Flexmarkt Kolumne Februar 2023

„Provinzen, nehmt das Thema Arbeitsmigration in die Hand!“

„Nicht die Arbeitsmigranten sind das Problem, sondern deren Unterbringung“. Das sagt Frank van Gool (OTTO Work Force) in seiner Kolumne für Flexmarkt. „Die Provinzen müssen die Sache in die Hand nehmen und dafür sorgen, dass die Kommunen jetzt ernsthaft das Thema Wohnraum für Arbeitsmigranten angehen.“

„Ich werde nie mit Applaus empfangen. Bei Informationsabenden über die mögliche Errichtung einer Wohnanlage für Arbeitsmigranten gucken die Anwohner misstrauisch. Die Leute sind skeptisch und äußern Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, der Verkehrsbelastung und des Mülls. Sie möchten ‚diese Leute‘ lieber nicht in ihrer unmittelbaren Nähe haben. Wenn ich ihnen aber erkläre, dass ‚diese Leute‘ genau wie wir hart arbeitende Menschen sind, die dafür sorgen, dass die Regale in den Geschäften voll sind und die Pakete ausgeliefert werden, kommt so etwas wie Verständnis auf. Und ja, man sieht ein, dass auch diese Menschen Anspruch auf eine angemessene Behandlung und eine ordentliche Unterkunft haben. Und sie wollen darauf vertrauen, dass schon alles ordentlich geregelt werden wird. Aber nach Möglichkeit bitte nicht in der eigenen Nachbarschaft.

Nicht ohne Arbeitsmigranten

Wir werden uns aber daran gewöhnen müssen, dass ausländische Arbeitnehmer Teil unserer Gesellschaft sind. Als neue Nachbarn und in einigen Fällen sogar als neue niederländische Staatsbürger. Ein kürzlich erschienener Bericht des Forschungsinstituts SEO Economisch Onderzoek zeigt, dass die Zahl der Arbeitsmigranten bis 2030 auf 1,2 Millionen ansteigen wird. Und ihr Beitrag zu unserer Wirtschaft steigt im gleichen Zeitraum auf 40 Milliarden Euro. Kurz gesagt: Ohne Arbeitsmigration geht es nicht. Und dennoch kommt immer wieder Unzufriedenheit auf. Fazit: Arbeitsmigranten sind ein Problem. Ich behaupte, nicht die Arbeitsmigranten sind das Problem, sondern deren Unterbringung. Und dieses Problem müssen wir nun ein für allemal gemeinsam lösen.

Gesellschaftliches Versagen
Meine Mutter sagte immer: ‚Wer Gutes tut, dem wird Gutes widerfahren‘. Eine altmodische Redewendung, die ich selbst gerne verwende. Wenn du anderen Gutes tust, werden auch sie dich gut behandeln. Das gilt im persönlichen Umgang, das gilt im Geschäftsleben, und das gilt auch in der Gesellschaft. Und gesellschaftlich versagen wir in den Niederlanden bei der Unterbringung von Arbeitsmigranten gewaltig. Eine aktuelle Studie des Expertisezentrums Flexwohnen zeigt einen enormen Mangel an angemessenem Wohnraum für Arbeitsmigranten auf. Laut dem Expertisezentrum fehlen schon jetzt 156.000 Zimmer. Wenn wir diese Menschen in regulären Wohnungen unterbringen wollten, sprechen wir von 43.000 Wohnungen. Wohnraum, da drückt der Schuh.

Kommunen schauen weg
Die Kommunen haben es in der Hand. Diese sollten eine Vision entwickeln und Entschlossenheit zeigen, indem sie Wohnraum in ihrer Gemeinde ermöglichen. Doch abgesehen von wenigen mutigen Vorreitern schauen viele Kommunen noch weg. Sie bekommen kalte Füße oder blockieren Pläne beim geringsten Widerstand. Die Provinzen könnten und sollten sich hier einbringen. Durch den Austausch von Erfahrungen, die Ausarbeitung von Strategien sowie die Um- und Durchsetzung von Plänen zur Schaffung von Wohnraum Bald finden Parlamentswahlen in den Provinzen statt, und es werden Koalitionen gebildet werden. Mein Appell ist klar: Die Provinzen müssen die Sache in die Hand nehmen und dafür sorgen, dass die Kommunen jetzt ernsthaft das Thema Wohnraum für Arbeitsmigranten angehen.

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